Als ich kürzlich nach einem Buch über Authentizität suchte erschrak ich über das Angebot. Zugegebenermaßen, ich suchte ein Buch in dem Bereich der Managementliteratur. Was ich fand, war, wie gesagt, erschreckend.

An erster Stelle standen nicht etwa wie erwartet Bücher über Authentizität, sondern, ernsthaft!, über den Mythos Authentizität! Dann ging es weiter mit Ratgebern, wie man sich am besten verkauft.

Dabei geht es in Erich Fromms Buch „Authentisch leben“ genau darum, dass der Menschen nicht nur Waren, sondern auch sich selbst wie eine Ware verkauft. Doch dazu muss er sich selbst erst ein Mal selbst als eine Ware verstehen! Keine sinnvolle Strategie, um glücklich zu werden!

Für Erich Fromm bedeutet „authentisch zu leben“, dass man in Einklang mit sich selbst und seinen eigenen Werten und Bedürfnissen lebt. Es geht darum, sich nicht von äußeren Einflüssen oder gesellschaftlichen Erwartungen leiten zu lassen, sondern seine eigenen Entscheidungen zu treffen und sein eigenes Leben zu gestalten.

Authentizität bedeutet für Fromm auch, ehrlich zu sich selbst zu sein und sich nicht zu verstellen oder zu verleugnen. Es geht darum, sich selbst treu zu bleiben und sein eigenes Potenzial zu entfalten. Authentisch zu leben heißt für Fromm auch, Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen und sich aktiv für das eigene Glück und das Wohl anderer einzusetzen. Vielleicht ist ja das die Schlüsselfrage, die die Lösung für so viele drängende Fragen ist, sozusagen die Mutter aller Fragen:

Bin ich authentisch? Wann bin ich wirklich ich?

Viele Menschen spielen ihre Rolle perfekt und ahnen gar nicht, wie weit sie vom eigenen Wollen, Fühlen und Denken entfernt sind, obwohl sich bereits Symptome der Selbstentfremdung zeigen: Langeweile, Phantasielosigkeit, Medienkonsum und Smalltalk.

Wie aber entkommt man dieser Selbstinszenierung? Erich Fromms Texte sind ein Plädoyer für das Wagnis eines authentischen Lebens. Das Buch hat für mich zwei wichtige Teile, wobei der Anfang, wie ich finde, am Ende steht: Wie unterscheide ich das Authentische vom Fassadenhaften? Aber es ist schon logisch, denn erst muss ich wissen, was falsch in meinem Leben läuft, will ich es ändern können.

Es ist wie bei vielen solcher Texte: Man lässt sich nur dann nicht von den langen Ausführungen verwirren, wenn man schon erkannt hat, dass man in einer selbstgebauten Falle sitzt. Diese Erkenntnis braucht es wohl, damit man sich ernsthaft auf den nicht immer einfachen Weg aus dem Dickicht des vermeintlich Normal macht, das einem die Sicht auf das Wesentliche und Eigentliche verstellt:

Das eigene Wesen.